Luger Parabellum Modell 1908 - Weltkrieg2.de (2024)

Luger Parabellum Modell 1908 - Weltkrieg2.de (1)

Modell 1908, verbreitetste deutsche Pistole im deutschen Heer vom 1. Weltkrieg bis 1942.
Geschichte, Entwicklung, Spezifikationen, Statistiken, Bilder und 3d-Modell.

Luger P08

Seiteninhalt:

Parabellum Modell 1908
Typ: Selbstlade-Pistole.

Die Luger Parabellum Modell 1908, auch bekannt als P08, ist eine halbautomatische Pistole, die von 1908 bis 1938 vom deutschen Militär verwendet wurde. Sie wurde von Georg Luger entworfen und ist bekannt für ihr unverwechselbares Aussehen und ihr Kipphebelverschluss-System.

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Überblick

Kaliber: 9x19mm Parabellum
Verschluss: Kipphebelverschluss, kurzer Rückstoß
Kapazität: abnehmbares 8-Schuss-Kastenmagazin
Lauflänge: 100 mm oder 120 mm für das Artilleriemodell
Gewicht: Ungefähr 870g ungeladen

Die Luger war für ihre Präzision und Zuverlässigkeit bekannt, aber sie war auch relativ teuer und aufwändig in der Herstellung im Vergleich zu anderen Modellen der damaligen Zeit. Sie kam in beiden Weltkriegen zum Einsatz und wurde aufgrund ihrer historischen Bedeutung und ihres einzigartigen Designs zu einer begehrten Sammlerwaffe.

Geschichte

Die 9-mm Parabellum Modell 1908 ist eine der ‚klassischen‘ Pistolen und ist zumeist unter dem Namen Luger bekannt, nach ihrem Entwickler Georg Luger. Der Entwurf basierte auf einer vorausgegangenen Pistole, der Borchardt, aber Luger überarbeitete diesen eher unhandlichen Entwurf und entwickelte ihn in das Modell, welches von der Deutsche Waffen- und Munitionsfabriken (DWM) ab 1898 hergestellt wurde.
Die Borchardt verwendete zwar erstmals das Kniehebelgelenk-System für den Verschluss und andere mechanische Eigenschaften bei einer Pistole, was zwar auch irgendwie funktionierte, aber wenig befriedigend war. Luger verfeinerte den Mechanismus vor allem dadurch, dass er die Triebfeder anders anordnete, welche eine Art gewendelte Uhrfeder war und bei ihm zu einer flachen Blattfeder in der hinteren Ecke des Griffes wurde. Dies änderte die gesamte Form der Waffe und machte sie viel besser ausbalanciert.
Weitere Verbesserungen folgten, wobei die Hauptfeder zu einer Spule verändert wurde und das ursprüngliche Kaliber von 7,65mm auf 9mm vergrößert wurde, um die Patrone wirksamer für den Kampfeinsatz zu machen.

Marinepistole Modell 1904 (Parabellum)

Die ersten Luger-Pistolen wurden 1900 in die Schweiz verkauft und waren für das Kaliber 7,65mm vorgesehen. Bis 1904 wurde das Kaliber wieder auf 9mm Parabellum geändert und diese Version wurde als Marinepistole Modell 1904 von der deutschen Marine übernommen.
Kurze Zeit später wurden die Pistolen auch von der Schweiz, Bulgarien, den Niederlanden, Portugal, dem Osmanischen Reich und weiteren Staaten übernommen.

Die Produktion erfolgte bei der Firma ‚Deutsche Waffen- und Munitionsfabriken‘ (DWM) in Berlin. Für die Schweizer Armee wurde sie in der Waffenfabrik von Bern gebaut.

Von dem Modell 1904 für die deutsche Kriegsmarine wurden bis in den Zweiten Weltkrieg hinein etwa 64.950 Stück gebaut. Die Pistole hatte ein verstellbares Visier für Schussentfernung von 100 oder 200 Metern und einen verlängerten Lauf.

Das Kaliber ist 9mm Parabellum, der Lauf hat eine Länge von 27,2 cm, das Gewicht betrug 0,895 kg und das Magazin hatte eine Kapazität von 8 Patronen.

Heeresmodell 1908 (Luger Parabellum P08)

Dann wurde 1908 ein leicht geändertes Modell auch von der deutsche Armee angenommen und danach wurde die Pistole 08 zu Hunderttausenden hergestellt.
Die Waffe wurde weit verbreitet zwischen 1906 und 1914 bei verschiedenen Armee eingeführt – z.B. Bulgarien, Niederlande, Portugal und der Türkei – und in verschiedenen anderen Streitkräften erprobt und wurde beinahe von der US-Armee als Standard-Pistole mit Kaliber .45 im Jahr 1908 übernommen. Aus diesem Grunde sind weltweit selbst noch heute einige in Verwendung und der letzte reguläre militärische Einsatz der Luger-Pistole erfolgte mit der portugiesischen Armee in ihren Kolonialkriegen in Angola und Moçambique.

Dem ursprünglichen Hersteller, der Firma Deutsche Waffen- und Munitionsfabriken (DWM) in Berlin, folgten mit der Königlichen Erfurter Waffenfabrik, Simson Suhl und Mauser in Oberndorf noch weitere Produzenten.
Etwa 1.500.000 Stück von allen Modellen (incl. Marinepistole und Artilleriepistole) wurden für die Deutsche Armee im 1. Weltkrieg bis 1918 gebaut.

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Artilleriepistole LP.08

Diese frühen Modelle wurden mit einer Reihe unterschiedlicher Lauflängen gebaut, die kürzeste war 103 mm lang. Andere Läufe hatten 152 mm, 203 mm und sogar 305 mm. Diese langläufigen Versionen wurden üblicherweise zusammen mit hölzernen Schulterstücken ausgeliefert und waren als Artillerie-Modelle (siehe Bild oben) bekannt. Die ‚Lange Pistole 08‘ (LP.08) oder ‚Artilleriepistole‘ wurde 1914 eingeführt, hatte einen 200 mm langen Lauf mit verstellbaren Schiebevisier und hölzernen Anschlagschaft. Sie wurden häufig ab 1917 mit ‚Schnecken‘-Magazinen mit 32 Patronen verwendet und etwa 250.000 sollen insgesamt davon gebaut worden sein.

Die Artilleriepistole hatte das Kaliber 9mm Parabellum, eine Gesamtlänge von 32 cm, ein Gewicht von 1,08 kg und eine Magazinkapazität von 32 Patronen.

Funktion

Alle diese Versionen der Pistole Modell 1908 verwendeten den gleichen Mechanismus, eine nach oben öffnende Kipphebelverriegelung. Wenn die Pistole abgefeuert wird, befinden sich alle Scharnier-Elemente des Kipphebels in einer Reihe, um den Verschluss zu verschließen. Die Rückstoßkräfte müssen die mechanischen Kräfte des Umschaltmechanismus überwinden, bevor sich dieser öffnet. Einmal offen, erfolgen die Auswurfs- und Nachladevorgänge für die Patronen. Eine Rückholfeder im Griff versetzte alles wieder in die Ausgangsposition, um den nächsten Schuss abzufeuern.

Geöffnete P08 Parabellum

Pistole 08 in geladenem Zustand mit Patrone

Diese Umschaltvorrichtung verlieh der Pistole 08 ein eindeutiges Aussehen und die Neigung des Griffes gab der Pistole gute Eigenschaften für das Zielen und Schießen. Die Pistole 08 wurde deshalb schnell zu einer begehrten Waffe an der Front und Kriegs-Trophäe. Schon während des Ersten Weltkriegs konnte es niemals genug Pistolen 08 geben, um den ständig steigenden Bedarf und Nachfrage unter den Soldaten zu decken.
In diesem Zusammenhang wurden die Nachteile der Luger-Pistole deutlich, denn sie war in größeren Stückzahlen nur schwer zu produzieren, da fast alle ihre Bauteile in aufwendiger Handarbeit hergestellt werden mussten. So ging bis 1917 ein guter Teil der exzellenten Verarbeitungsqualität der Vorkriegsmodelle verloren und die ursprüngliche Griffsicherheit war dahin – und kam auch niemals mehr wieder zurück, selbst nicht nach 1918.

Ein weiterer Nachteil der Pistole 08 ist der Umstand, dass der Umschaltmechanismus sehr unter den Bedingungen des Grabenkrieges litt. Schlamm und Dreck konnten nur zu leicht die Funktion einschränken, was dazu dann noch zumeist in den ungünstigsten Augenblicken des Ernstfalls geschah. Deshalb erforderte die Behandlung der Pistole viel Aufmerksamkeit und Pflege. Auch die Qualität der Munition ist für den effektiven Einsatz der Pistole wichtig.
Während des Zweiten Weltkriegs traten in der Praxis derartige Probleme jedoch nicht oft auf und die Pistole erwies sich als bemerkenswert robust. Sie wurde nur in der Produktion ersetzt, weil ihr Herstellungsprozess zu aufwendig und zu lange mit den vielen genau angepassten Bauteilen war.

Einsatz

Die möglichen Funktionsstörungen durch Schlamm und Dreck schien die Soldaten aber nicht davon abzuhalten, die Pistole 08 zu verwenden, da für die meisten sich diese Probleme in der Praxis als geringfügig herausstellten. So blieb sich auch nach 1918 weiter im Dienstgebrauch.
Mit der Erweiterung der Wehrmacht stand wieder das Problem der einfachen Massenproduktion der Luger-Pistole im Raum und so wurde ab 1938 mit der Einführung einer Ersatzwaffe begonnen, der Walther P38.
Die Luger-Pistole wurde trotzdem bis 1942 für das deutsche Heer weiter gebaut und im anschließenden Jahr für den Export, wobei der letzte Ausstoß im Jahr 1944 an Portugal im Kaliber 7,65 mm geliefert wurde.

Vermutlich wurden mehr als vier Millionen zivile und militärische Parabellum-Pistolen gebaut. Wie bereits erwähnt, erhielt davon die deutsche Armee bis 1918 etwa 1,5 Millionen Stück. In den Jahren zwischen den Weltkriegen wurden weitere 400.000 Stück gebaut und von 1939 bis 1942 (andere Quellen bis 1943) für die Wehrmacht nochmals eine halbe Million.

Die Pistole 08 wurde weit verbreitet innerhalb der deutschen Armee ausgegeben. Bei der Infanterie war sie die Faustfeuerwaffe der Offiziere und wurde ebenso von Waffenmannschaften, Kurieren, Fernmeldern und Unteroffizieren getragen. Sie sah weit verbreiteten Einsatz im Gefecht bis Kriegsende, obwohl es nur wenige Berichte über tödliche Wirkungen gibt. Allerdings galt sie bei den alliierten Soldaten als höchst wertvolles Souvenir und deshalb befinden sich viele Tausende noch immer in Privatbesitz.

Noch heute finden es einige Waffenhersteller es wert, ihren Produkten das Aussehen der Luger-Pistole zu geben oder sogar direkte Kopien für einen immer noch offensichtlich ungesättigten Markt herzustellen. Deshalb tritt man die Luuger-Pistole auch immer noch in verschiedenen bewaffneten Konflikten auf der ganzen Welt an.

3D-Modell Luger Standard-Pistole 08 mit offenem Magazin-Griff

Spezifikationen Pistole 08 (Luger)

Spezifikationen:

Parabellum P08 Spezifikation
Typautomatische Selbstlade-Pistole
Kaliber 9 mm Parabellum
Länge 22,80 cm (Modell 1904: 27,20 cm, LP.08: 32,00 cm)
Gewicht 0,855 kg (Modell 1904: 0,895 kg, LP.08: 1,06 kg)
Lauf 10,30 cm, 8 rechtsläufige Züge (LP.08: 20,00 cm)
Magazin 8 Schuss-Kastenmagazin (LP.08: 32-Patronen-Trommelmagazin ab 1917)
Funktion Rückstoß, Kniehebelgelenk
Geschoßgeschwindigkeit320 m/sek

Einsatzstatistik:

Parabellum P08 Angaben
Hersteller Deutsche Waffen- und Munitionsfabriken (Berlin), Köngliches Arsenal (Erfurt), Simson&Cie (Suhl), Mauserwerke AG (Oberndorf), Heinrich Krieghoff Waffenwerke (Suhl)
Produktionsbeginn 1898 (Modell 1904 für Marine ab 1904, Modell 1908 für Heer ab 1908)
Endlieferung1943
Produktionszahl ca. 4 Millionen (davon 1,5 Millionen für deutsches Heer bis 1918 - davon 64.950 Marinepistole 1904 und etwa 250.000 LP.08 ab 1914; 400.000 für Reichswehr/Wehrmacht, 500.000 von 1939 bis 1942 für Wehrmacht)
Stückpreis32 Reichsmark

3D-Modell Lange Pistole LP.08 (Artilleriepistole)

Andere deutsche Pistolen des 1. Weltkriegs

Als Ende 1914 die Grabenkämpfe bereits begonnen hatten, benötigten alle Armeen immer mehr Waffen und Material in immer größeren Mengen.
Pistolen bildeten dabei keine Ausnahme, denn sie waren gerade für den Nahkampf in den Schützengräben geeignet. Neben der Mauser C/96 wurden auch die meisten anderem Dienstpistolen, welche damals in Gebrauch waren, praktisch in Handarbeit hergestellt und so war es nicht einfach, die große Nachfrage auf die Schnelle zu befriedigen. Folglich musste alles her, was verfügbar war, um die Soldaten auszurüsten, und viele alte Lagerräume wurden dafür durchsucht.

In einigen von ihnen fand man eine große Anzahl von Reichs-Kommissions-Revolver Modell 1879. Trotz ihres Alters wurden davon noch viele bei Reserveeinheiten verwendet. Sie feuerten eine seltsames 10,6-mm-Geschoss mit geringer Leistung ab, waren aber robuste Waffen, die ein solides Gehäuse und ein Torladesystem hatten, welches einen Stab zum Auswerfen der verbrauchten Patronenhülsen erforderte. Es gab auch ein Modell 1883 mit einem kürzeren Lauf von 12,6 cm.
Diese alten Revolver wurden noch bis 1918 und viele weitere Jahre danach verwendet, da sie sich kaum abnutzten.

Das Modell 1879 hatte das Kaliber 10,6 mm, ein Gewicht von 1,04 kg, eine Gesamtlänge von 31 cm mit einem Lauf von 18,3 cm, eine Geschossgeschwindigkeit von nur 205 Meter in der Sekunde und ein Zylinder-Magazin mit 6 Schuss.

Ein weiteres typisches Kriegsmodell war die 7,6S-mm Belholla-Selbstladepistole. Dabei handelte es sich eigentlich um eine handelsübliche Automatikpistole mit einem unauffälligen Entwurf, die jedoch in einigen Stückzahlen erhältlich und relativ leicht herzustellen war.
Viele von ihnen wurden an Stabsoffiziere ausgegeben, die lediglich zu repräsentativen Zwecken eine Pistole tragen mussten und für die die Belholla völlig ausreichend war. Dadurch konnten die nützlicheren Kampfpistolen für die Fronteinheiten verwendet werden.

Tausende von Belhollas wurden hergestellt und ausgegeben, oft unter den Namen verschiedener Unterlieferanten. Die Konstruktion war so einfach, dass man sich kaum Gedanken über die Wartung machte, und die Pistole konnte nicht zerlegt werden, ohne dass ein ausgebildeter Waffenschmied mit einem umfangreichen Werkzeugsatz zur Verfügung stand.

Diese beiden Pistolen waren typisch für die Mischung aus handelsüblichen und alten Handfeuerwaffen, mit denen ein Großteil der deutschen Armee und anderer Dienste in Krieg ziehen mussten.

Die Nachfrage überstieg ständig das Angebot an Pistolen, sodass eine breite Palette an merkwürdigen Pistolen in die Bewaffnung der deutschen Armee aufgenommen wurde. Pistolen mit Namen wie Dreyse und Langenhan wurden in so großen Mengen in Dienst gestellt, dass dies dafür sorgte, dass ihre Namen nicht völlig in Vergessenheit gerieten, wie es sonst wahrscheinlich der Fall gewesen wäre. Aber nur wenige von ihnen waren für den Kampfeinsatz unter den Frontbedingungen des Ersten Weltkriegs entworfen worden, sodass sie dort wenig zufriedenstellend waren.

Die Pistole Modell 1907 von Dreyse wurde von Louis Schmeisser entworfen und von 1907 bis 1915 von der Rheinischen Metallwaren und Maschinenfabrik (Rheinmetall) in Sömmerda gebaut. Sie wurde während des Ersten Weltkriegs von deutschen Offizieren als Privatwaffe verwendet. In den 1920er Jahren wurde sie dann von der tschechoslowakischen Armee eingeführt und während des Zweiten Weltkriegs von der deutschen Polizei verwendet.

Quellenangaben und Literatur

The Encyclopedia of Infantry Weapons of World War II (Ian V.Hogg)
Infanterie im 2. Weltkrieg (J.B.King, John Batchelor)
Illustriertes Lexikon der Waffen im 1. und 2. Weltkrieg (V. Dolinek, V. Francev, J. Sach)
The Encyclopedia of Weapons of World War II (Chris Bishop)
The Illustrated Encyclopedia of Weapons of World War I (Chris Bishop)
An Illustrated History of the Weapons of World War One (Ian Westwell)

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